Impuls zum 18. Dezember 2022
Von Sonja Billmann, Aachen
Gott mit uns
An diesem 4. Advent lade ich Euch ein Gott mit uns zu erleben. In der ganzen Ambivalenz der Familien- und Geburtsgeschichte Jesu in sorgenvollen Zeiten können wir uns einordnen in unseren Ambivalenzen zwischen Frieden und Krieg, hoffnungsvollen Auseinandersetzungen zu Ökologie, Ökonomie und Diversität, Gewalt und Liebe.
Hevenu shalom alechem (Hewenu schalom alejchem)
Hebräisch
Hevenu shalom alechem,
Hevenu shalom alechem,
Hevenu shalom alechem,
Hevenu shalom alechem,
Shalom alechem.
Deutsch
Wir wollen Frieden für alle,
wir wollen Frieden für alle,
wir wollen Frieden für alle,
wir wollen Frieden, Frieden,
Frieden für die Welt.
Englisch
May there be peace in the world…
peace, peace, peace, peace
all over the world.
Französisch
Nous voulons paix pour le monde,
paix pour tout le monde.
Italienisch
Vogliamo pace per tutti,
pace per ogni.
Gewalt und Liebe
Martin Buber
Unsere Hoffnung ist zu neu und zu alt
Ich weiß nicht was uns verbliebe,
Wäre Liebe nicht verklärte Gewalt
Und Gewalt nicht irrende Liebe.
Verschwör nicht: „Liebe herrsche allein“
Magst du `s bewähren?
Aber schwöre an jedem Morgen
Will ich mich neu um die Grenze sorgen
Zwischen Liebestat-Ja und Gewalttat-Nein
Und vordringend die Wirklichkeit ehren.
Wir können nicht umhin
Gewalt zu üben
Dem Zwange nicht entfliehen
Welt zu betrüben,
So lasst uns, spruchsbedächtig,
und des Widerspruches mächtig,
Gewaltig lieben.
Mt 1, 18-24 Über die Geburt Jesu
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
Gedanken zum Text
Josef hat dem Traum geglaubt, dem Traum von Rettung und Erlösung. Er hatte – ganz konkret – mit diesem Kind den Traum von einer besseren Welt. Trau ich mich noch von einer besseren Welt zu träumen? Wenn ich beim Aufstehen das Radio einschalte, wenn ich beim Kaffee die Zeitung aufschlage, wenn ich abends die Nachrichten anschaue, zerplatzt jeder Traum von einer besseren Welt, weicht jede Hoffnung auf weihnachtlichen Frieden. Und gerade deshalb möchte ich Euch alle einladen, mit mir und weltweit vielen Menschen in dieser letzten Adventswoche den Traum vom Frieden, diesen Traum von einer besseren Welt zu träumen; diesem Traum in Gottes Namen zu vertrauen.
Auch in diesem Advent 2022 hat wieder ein Kind an der Lampe, die in Bethlehem an der Geburtsgrotte brennt, eine Kerze als Friedenslicht entzündet. Seit vielen Jahren wird dieses Friedenslicht in alle Welt getragen. Es ist ein Zeichen für die Sehnsucht nach Frieden, so wie er einst den Hirten auf den Feldern von Bethlehem verkündet wurde. Die kleine Flamme erinnert uns auch, wie gefährdet dieser Traum vom Frieden ist. So schnell kann eine kleine Flamme verlöschen, so schnell kann in unserer Welt auch die Hoffnung auf Frieden zerbrechen.
Ich lade Euch ein: Trauen wir diesem adventlichen Traum. Tragen wir auch unseren Traum vom Frieden weiter. Ich lade Euch alle ein – wie Josef – an den Traum Gottes von einer besseren Welt zu glauben. Dann wird möglich, was wir im Evangelium der Heiligen Nacht hören werden: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“
Gebet im Dezember 2022 – Pazifismus, Krieg und Sehnsucht nach Weihnachten
Wer Frieden will – soll Frieden schaffen
Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren – ganz gleich, wo. Wer ist dieses Kind? Ein starker Krieger? Ein mächtiger König? Ganz gleich, wer.
Frieden bei den Menschen seiner Gnade. Die Botschaft ist Frieden.
Wer sind die Friedensboten unserer Zeit?
Die letzte Generation
Alle die nach der Auflösung der Sowjetunion am 25. Dezember 1991 einen friedlichen Weg in die Freiheit suchen
Israelis und Palästinenser
E-Automobilisten und Fahrradfahrer
Vegetarier und Veganer
Schwule und Lesben
Ukrainer und Russen
Waffenbefürworter und Waffengegner
Heimatverbundene und Heimatlose
Weltbürger und Regionalverbundene
Du und ich
Ich habe Angst…
Nicht genau genug zu sein – zu genau zu sein
Nicht konkret genug zu sein – zu konkret zu sein
Nicht divers genug zu sein – zu divers zu sein
Nicht gut genug zu sein – überheblich zu sein
Nicht gut vorbereitet zu sein – perfektionistisch zu sein
Einsam zu sein- mich in anderen Menschen zu verlieren
Nicht genau hingeschaut zu haben – zu einseitig positioniert zu sein
Nicht gebildet zu sein – zu viel zu wissen
Die Erde mit ausgebeutet zu haben – weniger Komfort zu haben
Einen 30-jährigen Frieden als selbstverständlich erlebt zu haben – mich im Pazifismus verloren zu haben
Ich erlebe Gnade
Als verzeihende Güte Gottes
Als Geschenk der Solidarität
Als Sinnsuche
Als klugen Streit
Als Weg in die Freiheit
Als gelingenden Kompromiss
Als Alleinsein
Als Miteinander
Als Freude
Als Zuversicht
Als Weihnachten 2022
Sonja Billmann
Gemeinsames Lied
1. Macht hoch die Tür die Tor macht weit
Es kommt der Herr der Herrlichkeit
Ein König aller Königreich´
Ein Heiland aller Welt zugleich
Der Heil und Leben mit sich bringt
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott
Mein Schöpfer, reich von Rat!
2. Er ist gerecht, ein Helfer wert
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt
Sein Königskron´ ist Heiligkeit
Sein Zepter ist Barmherzigkeit
All unsre Not zum End´ er bringt
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt
Gelobet sei mein Gott
Mein Heiland, groß von Tat!
3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt
So diesen König bei sich hat
Wohl allen Herzen insgemein
Da dieser König ziehet ein
Er ist die rechte Freudensonn´
Bringt mit sich lauter Freud´ und Wonn´
Gelobet sei mein Gott
Mein Tröster, früh und spät.